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Eine Tüte „Ewiges Leben“: Tee-Geschäfte in Göttingen

19. November 2020
Je kühler, nasser und dunkler es wird, desto mehr sehnt sich Mensch nach Wärme. Kaminöfen werden angefeuert, Kuscheldecken und die gute alte Badewanne stehen hoch im Kurs. Herbst und Winter sind traditionell auch die Jahreszeiten mit dem höchsten Teeverbrauch. Verständlich, vermag doch ein robuster Assam, ein feiner First Flush Darjeeling, ein frischer Sencha Grüntee oder […]

Je kühler, nasser und dunkler es wird, desto mehr sehnt sich Mensch nach Wärme. Kaminöfen werden angefeuert, Kuscheldecken und die gute alte Badewanne stehen hoch im Kurs. Herbst und Winter sind traditionell auch die Jahreszeiten mit dem höchsten Teeverbrauch. Verständlich, vermag doch ein robuster Assam, ein feiner First Flush Darjeeling, ein frischer Sencha Grüntee oder auch eine kräftige Ostfriesentee-Mischung nicht nur die Lebensgeister zu wecken, sondern auch sanft von innen einzuheizen. Weil ich eher der Beuteltee-Banause bin, habe ich mich bei den Experten in Göttinger Tee-Geschäften einmal umgehört, was so angesagt ist.

Gute-Laune-Laden

Begutachten neue Sorten: Eugen Schwarzrock und seine Tochter Nicole. Foto: Christoph Mischke

Auch optisch ein Genuss: bunte Blütenblätter im Schwarztee. Foto: Christoph Mischke

Vor über 16 Jahren hat Eugen Schwarzrock das Teehaus Kluntje in der Langen Geismarstraße 33 übernommen, das aber bereits 1986 von seinem Vorgänger gegründet wurde. „Wir sind ein kleines Familienunternehmen“, sagt mir der Inhaber, der sich die Aufgaben mit Ehefrau Bärbel und Tochter Nicole teilt. Das scheint prima zu funktionieren, denn hier herrscht eine herzlich-fröhliche Stimmung. „Wir sind ein Gute-Laune-Laden“, sagen Vater und Tochter wie aus einem Mund und ich merke, sie verstehen sich prächtig. Ich sitze mit dem Chef in der ersten Etage in der schnuckeligen Teestube, die mit originalen Möbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet ist. „Die einzige ihrer Art in Göttingen“, erklärt mir Eugen Schwarzrock. Im Zuge der Corona-Beschränkungen ist sie derzeit leider geschlossen. Er trägt es mit Fassung, obwohl seine zahlreichen Stammgäste darüber sehr traurig sind. „Es ist ja nicht zu ändern“.

Darjeeling, Assam, Sikkim

Große Auswahl: Teedosen soweit das Auge reicht. Foto: Christoph Mischke

Witzig: Die Obelix-Tassen sind ein Renner. Foto: Christoph Mischke

„Egal, wie die Zeiten auch sind“, versichert mir Eugen Schwarzrock, „jeder Kunde soll zufrieden unser Geschäft verlassen. Ganz gleich, ob er etwas gekauft hat oder nicht.“ Wir plaudern, übrigens bei einem hervorragenden Schümli Kaffee, über Nepal-Tee, der in über 2000 Metern Höhe angebaut wird, über milden Darjeeling, kräftigen Assam und den recht seltenen Sikkim. Ich möchte natürlich gerne wissen, was neben den Klassikern im Moment angesagt ist. „Wir haben unter unseren Wintertees ein paar Kracher, danach fragen uns die Kunden schon im September“, berichtet der Tee-Experte lachend. Der Früchtetee „Knusperhäuschen“ ist so ein Renner, wie der Chef erklärt, die „Winterwärme“, ein Rotbusch mit leckeren Gewürzen oder auch die hauseigene „Kluntje-Spezial-Mischung“. „Wenn sie möchten“, sagt er grinsend, „können sie bei uns auch ‚Ewiges Leben‘ kaufen, in kleinen oder großen Tüten. Klingt verlockend, denke ich, ein grüner Tee mit Marille und Jasmin.

Liebe zum Aufgussgetränk

Seit über 40 Jahren in Göttingen: Rosemarie und Karl Schmidt. Foto: Christoph Mischke

Klein und gemütlich: Hier gibt es alles rund um Tee und Gewürze Foto: Christoph Mischke

Bereits seit 1977 betreiben Rosemarie und Karl Schmidt ihr Teehaus Karl Schmidt in der Barfüßerstraße 6. „Als wir damals begonnen haben, war Tee schwer in“, berichtet die Inhaberin. „Vor allem in den WGs der Studierenden, sie wissen ja: dunkle Zimmer, Räucherstäbchen und so“, verrät sie lächelnd. Augenscheinlich hat die Liebe der Göttinger zum Aufgussgetränk nicht sonderlich nachgelassen, denn in dem kleinen, gemütlichen Laden herrscht reger Betrieb. „Wir führen Schwarz- und Grüntees aus vielen verschiedenen Anbaugebieten und in unterschiedlichen Qualitäten“, erklärt Rosemarie Schmidt, „von Gourmet-Tees für Kenner bis zu guten Gebrauchstees.“ In den Teedosen warten auch jede Menge aromatisierte Teemischungen und Kräutertees auf ihre Liebhaber. Spezialisiert ist das Teehaus Schmidt auf japanische Grüntees. Ich staune, als ich die rund 35 Sorten entdecke, die alle aus kleinen Familienbetrieben und ihren Teegärten stammen. Teilweise werden die Produzenten auch auf den Etiketten vorgestellt. Das klingt nach traditioneller Handwerkskunst.

Direkt vom Hersteller

Beratung ist alles: Wiebke Girschner im Kundengespräch. Foto: Christoph Mischke

Direkt von den Herstellern: original Teekisten als Dekoration. Foto: Christoph Mischke

„Vor allem bei den Spitzentees sind wir als Berater gefragt und die Kunden verlassen sich auf unsere Expertise und unsere Empfehlungen“, sagt die Chefin. Die Schmidts haben sich über die Jahre ein partnerschaftliches Netzwerk aufgebaut, das vor allem vom gegenseitigen Vertrauen lebt. „Wir setzen kaum auf Großhändler, sondern beziehen überwiegend direkt von den Herstellern, in Original-Kisten“, berichtet  die Tee-Kennerin nicht ohne Stolz. „Der Kunde sieht nicht, was im Hintergrund passiert, aber bei uns dreht es sich stets darum, gute Ware geliefert zu bekommen. Das ist nicht immer einfach, gerade in diesen Zeiten, aber schlussendlich gelingt es uns doch.“ Wenn Teetrinken bedeutet, dass man runterkommt, entspannt und die Gedanken kreisen lässt, so gilt das hier schon beim Einkauf. Und wenn ihr schon mal da seid, dann fragt den Chef doch mal nach seinen Bildern. In unterschiedlichen Techniken bemalt Karl Schmidt nämlich in seiner Freizeit die Rückseiten gebrauchter Teekisten.

Köstlichkeiten aus aller Welt

Experten: Inhaber Jochen Henric-Petri und Mitarbeiterin Renate Klaus. Foto: Christoph Mischke

Über Tee-Geschäfte in Göttingen zu schreiben ohne bei Alfred Ewert Tee & Gewürze in der Weender Straße 84 gewesen zu sein, käme einem großen Lapsus gleich. Seit über 106 Jahren versorgt Ewert, wie die Göttinger*innen kurz sagen, seine Kunden mit Köstlichkeiten aus aller Welt. Neben Tee gibt’s hier vermutlich Deutschlands bestsortierte Gewürzabteilung, Kaffeespezialitäten, ausgesuchte Weine und Spirituosen sowie erlesene Leckereien für den süßen Zahn. Fast ein Jammer, dass ich nur wegen des Tees hier bin. In kürzester Zeit erfahre ich von Inhaber Jochen Henric-Petri, der das Geschäft 1997 übernommen hat, eine Menge über Tee.

Hauseigene Mischungen

Qualitätssicherung: Verkostung im Probenraum. Foto: Christoph Mischke

So viel, dass ich es kaum einsortieren kann – eine Wissenschaft für sich. Jochen Henric-Petri berichtet über die Kultivierung der beiden ursprünglichen Teepflanzen, reinen Camellia-sinensis-Varietäten, die allerdings durch unzählige Hybriden, Züchtungen und Kreuzungen verdrängt werden. „Da hilft dann nur das Probieren der Teemuster, um die Qualität sowie die geschmacklichen Besonderheiten zu erkennen, die unsere Kunden zu Recht erwarten“, erklärt der Kenner. Gleiches gilt für die Komposition der hauseigenen Schwarztee-Mischungen, deren Bestandteile, ähnlich wie beim Wein, jedes Jahr ein wenig anders ausfallen.

Assam Halmari oder Pai Mu Tan

Präzision: Die exakte Teemenge wird mit der Apothekerwaage bestimmt. Foto: Christoph Mischke

Der Inhaber erkennt die imaginären Fragezeichen, die meinen Kopf zu umschwirren scheinen und lädt mich kurzerhand zu einer Verkostung in den Probenraum in der ersten Etage ein. Auch, um mir das aufwendige Prozedere zu verdeutlichen. Vier Tees stehen zur Wahl: eine Ostfriesen-Blattmischung, ein Assam Halmari, ein japanischer Sencha Grüntee sowie ein Pai Mu Tan, ein weißer Tee aus China. Ich staune über die Präzision, mit der er die exakte Teemenge mit einer Apothekerwaage abmisst. Der wohltemperierte Aufguss in der Porzellanschale zieht genau fünf Minuten, dann werden die gequollenen Teeblätter auf ein Deckelchen zur Begutachtung gekippt.

Feine Nuancen der Aromen

Vielfalt: Die Unterschiede werden in Farbe und Geschmack deutlich. Foto: Christoph Mischke

So ergibt sich für den Experten ein rundes Bild aus Rohware, Aufgussfarbe, Infusion und natürlich dem Geschmack. Während sich beim laut schlürfenden Tee-Kenner die feinen Nuancen der Aromen auf den Geschmacksknospen entfalten, süppele ich die Tees vorsichtig vom angereichten Porzellanlöffel. Der leicht erdige beziehungsweise grasartig, algige Anklang des Weiß- respektive Grüntees sind nicht so mein Ding. Meine Favoriten sind der leicht malzige Assam und die aromatisch-kräftige Ostfriesen-Mischung.

Kräutertees in Bio-Qualität

Herbstzeit ist Teezeit: Kunden bei Tee Gschwendner am Markt. Foto: Christoph Mischke

Bei Tee Gschwendner treffe ich mich mit Inhaber Rodney Frawley, der das Geschäft am Markt seit 2007 gemeinsam mit seinem Bruder Klaus führt. Neben Schwarz- und Grüntees bietet er eine Fülle an aromatisierten Tees und zahlreiche Kräutertees an, viele davon in Bio-Qualität. Einer seiner Schwerpunkte sind Tees aus Nepal. „Diese Tees werden vielfach unterschätzt“, erklärt mir Rodney, „aber man kann sie durchaus mit Darjeeling auf eine Stufe stellen.“ Seit 2007 engagiert sich Tee Gschwendner zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Gorkha Tea Estate für die nachhaltige Erzeugung und Vermarktung nepalesischen Tees.

Natur- und Artenschutz

Eingespieltes Team: Inhaber Rodney Frawley und Mitarbeiterin Lin Spitta. Foto: Christoph Mischke

Verlockend: Lin Spitta zeigt einen “China Royal Jasmine Curls”. Foto: Christoph Mischke

Mit dem Kauf des „Aktion Nepal“ Tees könnt ihr rund 300 Kleinbauernfamilien im Teedistrikt Ilam unterstützen. Sie haben sich von ihren bisherigen Produktionsmethoden verabschiedet und erzeugen heute in kontrolliert biologischem Anbau Tee in Top-Qualität. Weitere Kooperationen, und darauf ist Rodney besonders stolz, bestehen mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU). Vier sogenannte Projekt-Tees unterstützen den Schutz von Tigern in Süd-Indien, Panzernashörnern im Kaziranga-Nationalpark sowie der Regenwälder auf Sumatra. Tee trinken und Gutes tun, eine schöne Kombination, wie ich finde.

Der Renner: Früchtetees

Früchtetees sind angesagt: hier die Kombination Orange-Karotte. Foto: Christoph Mischke

Natürlich möchte ich auch von Rodney wissen, was derzeit angesagt ist. „Neben den Klassikern laufen unsere Früchtetees jetzt besonders gut. Winter-Apfel, Zimt-Apfel oder auch Ingwer-Kurkuma, der ist leicht pfeffrig, anregend und unterstützt gut die körpereigenen Abwehrkräfte.“ Während wir sprechen füllt Mitarbeiterin Lin Spitta gerade den Früchtetee Orange-Karotte nach und sofort breitet sich ein wunderbarer Duft im ganzen Laden aus. Das macht Lust auf mehr, obwohl ich auf diese Kombination nun wirklich nicht gekommen wäre. Netterweise füllt mir Rodney ein Probetütchen einer Mischung ab, die ich gerne einmal versuchen möchte: Granatapfel-Minze. Gerade als ich das Geschäft verlassen will, fällt mir eine Teepackung auf, die den Namen unserer Stadt trägt, „Das gute Göttinger Pfund“. „Das ist ein Tee nach Art eines englischen Frühstückstees“, erklärt Rodney, „sehr lecker, so richtig gut zum Wegtrinken“. Na wenn das so ist, denk ich mir, dann probiere ich den beim nächsten Besuch.

Christoph Mischke

Ich bin in "Chöttingen cheboren", so wie es wohl Schorse Szültenbürger in seinen vergnügten Geschichten in Göttinger Mundart geschrieben hätte. Ich hatte immer das Glück in meiner Heimatstadt leben und arbeiten zu können und halte es mit dem Historiker August Ludwig von Schlözer, der sagte: "Extra Gottingam non est vita, si est vita non est ita." (Außerhalb Göttingens kann man nicht leben, wenn aber doch, dann nicht so gut).
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